Cannabinoid ist ein organischer Wirkstoff, der in der Cannabispflanze vorkommt und das Endocannabinoid‑System des Menschen moduliert. Die Frage, welches Cannabinoid am besten Entzündungen und Schmerzen bekämpft, beschäftigt Patienten, Ärzte und Hobby‑Forscher gleichermaßen.
Endocannabinoid System ist ein physiologisches Netzwerk aus Rezeptoren, Endstoffen und Enzymen, das Schmerz, Entzündung und Immunantwort reguliert. Es umfasst vor allem die Rezeptoren CB1 und CB2. CB1 sitzt hauptsächlich im zentralen Nervensystem und steuert Schmerzsignale, während CB2 vorwiegend im Immunsystem vorkommt und Entzündungsprozesse hemmt.
Cannabidiol (CBD) ist ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das stark an CB2 bindet und entzündungshemmende Eigenschaften zeigt. Zahlreiche klinische Studien belegen seine Wirksamkeit bei Arthrose, Rheuma und neuropathischen Schmerzen.
Tetrahydrocannabinol (THC) ist das psychoaktive Hauptcannabinoid, das sowohl CB1 als auch CB2 aktiviert und damit Schmerzreduktion und Muskelentspannung bewirkt. Es wird häufig in Kombination mit CBD eingesetzt, weil das "Entourage‑Effekt"‑Prinzip synergistische Effekte erzeugt.
Cannabigerol (CBG) ist ein vorläuferhaftes Cannabinoid, das an sowohl CB1 als auch CB2 bindet, aber deutlich weniger psychoaktiv ist. Erste Studien zeigen, dass CBG COX‑2 hemmen kann - ein Schlüsselmechanismus bei Entzündungen.
CBD reduziert Entzündungen, indem es die Produktion von Zytokinen wie TNF‑α und IL‑6 dämpft. Gleichzeitig erhöht es die Expression von IL‑10, einem anti‑entzündlichen Botenstoff. Durch diese Balance wird das Immunsystem beruhigt, ohne die Abwehr komplett zu unterdrücken.
THC wirkt über CB1‑Mediationen direkt im Gehirn: Schmerzsignale werden abgeschwächt, während die Muskelrelaxation die Gelenkbewegung erleichtert. Auf CB2‑Ebene hemmt THC die Aktivierung von Makrophagen, was die lokale Entzündungsreaktion abkapselt.
CBG blockiert das Enzym COX‑2 ähnlich wie klassische NSAR (z.B. Ibuprofen), jedoch mit deutlich weniger Magen‑ und Nierenschäden. Zusätzlich fördert CBG die Produktion von Anandamid, einem natürlichen Endocannabinoid, das Schmerzen natürlich lindert.
Alle drei Cannabinoide zeigen also klare anti‑entzündliche Effekte, aber die Wirksamkeit variiert je nach Anwendungsgebiet und Dosierung.
Die Wahl der Darreichungsform hängt vom betroffenen Körperbereich ab:
CBG wird aktuell meist als Öl (2-5%) angeboten. Empfohlen wird eine Anfangsdosis von 5mg pro Tag, die nach Bedarf bis 20mg erhöht werden kann.
CBD gilt als gut verträglich, wobei leichte Nebenwirkungen wie Durchfall, Müdigkeit oder leichte Blutdrucksenkung auftreten können. THC kann Schwindel, Angstzustände oder Mundtrockenheit auslösen - besonders bei höheren Dosen (>10mg). CBG wirkt ähnlich wie CBD, aber bei sehr hohen Dosen (>50mg) können Leberenzymwerte leicht ansteigen.
Alle Cannabinoide können mit Antikoagulanzien (z.B. Warfarin) interagieren. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte vor dem Start einen Arzt konsultieren.
Cannabinoid | Rezeptor‑Affinität | Anti‑entzündliche Potenz | Schmerzlinderung (Studien) | Typische Dosierung | Rechtlicher Status (DE) |
---|---|---|---|---|---|
CBD | Stark CB2, schwach CB1 | Hoch | 30% Reduktion bei Arthrose (2022) | 10‑100mg/Tag (Öl) | Legal (≤0,2% THC) |
THC | CB1>CB2 | Mittel | 35% Reduktion bei MS‑Schmerzen (2021) | 2‑20mg/Tag (Öl) | Nur medizinisch mit Rezept |
CBG | Moderat CB1 & CB2 | Mittel‑hoch | 25% Reduktion bei IBD (2023) | 5‑20mg/Tag (Öl) | Legal (≤0,2% THC) |
Für die meisten Menschen mit chronischen Entzündungen ist CBD das erste Mittel der Wahl: es ist nicht psychoaktiv, gut verträglich und hat starke Evidenz in Studien. Wenn du zusätzlich akute Schmerzspitzen hast, kann ein gering dosiertes THC‑CBD‑Gemisch zusätzliche Linderung bringen. CBG ist ein spannendes Aufholpaket, besonders wenn du COX‑2‑Hemmung ohne klassische NSAID‑Nebenwirkungen suchst.
Bei topischer Anwendung tritt eine spürbare Wirkung oft nach 30Minuten ein, oral kann es 1‑2Stunden dauern, bis die Entzündung merklich zurückgeht.
Ja, in Deutschland dürfen Ärzte THC‑haltige Medikamente verschreiben, sofern sie von der Bundesopiumstelle zugelassen sind.
Grundsätzlich ja, aber bei Blutverdünnern (z.B. Warfarin) sollte die Kombination ärztlich geprüft werden, weil CBD die Metabolisierung beeinflussen kann.
Achte auf ein unabhängiges Labor‑Zertifikat, das THC‑Gehalt, Cannabinoid‑Profil und Reinheit (Keime, Pestizide) genau angibt. Produkte mit "Full‑Spectrum" und klaren Herkunftsinformationen sind empfehlenswert.
Studien empfehlen 5‑20mg CBG pro Tag, aufgeteilt in zwei Dosen. Beginne mit 5mg und steigere langsam, bis eine Linderung spürbar ist.
Schreibe einen Kommentar