Wenn du dich mit den neueren Cannabinoiden beschäftigst, bist du vielleicht auf THCVA gestoßen - eine Verbindung, die in den letzten Jahren immer häufiger in Produkten wie Ölen, Kapseln oder Snacks auftaucht. Aber ist THCVA legal? Ist es eine kontrollierte Substanz? Viele Menschen glauben, weil es aus Hanf kommt, müsse es auch legal sein. Das ist ein gefährlicher Irrtum. Die Wahrheit ist komplizierter, als die Werbung es vorgibt.
Was ist THCVA genau?
THCVA steht für Tetrahydrocannabivarinic Acid. Es ist die säureformige Vorstufe von THCVA, das wiederum ein Analogon von THC ist - also eine chemisch ähnliche, aber nicht identische Verbindung. Während THC für die typische Rauschwirkung von Cannabis verantwortlich ist, wirkt THCVA auf eine ganz andere Weise. Es bindet an dieselben Rezeptoren im Gehirn, aber mit geringerer Affinität. In niedrigen Dosen kann es sogar die Wirkung von THC abschwächen. In höheren Dosen dagegen zeigt es stimulierende und appetitzügelnde Effekte - fast wie ein umgekehrter THC-Effekt.
THCVA kommt natürlicherweise in bestimmten Hanfsorten vor, besonders in afrikanischen und asiatischen Landrassen. Die Konzentration ist aber extrem gering. Deshalb wird es heute meist synthetisch hergestellt oder durch chemische Umwandlung aus anderen Cannabinoiden wie CBDVA gewonnen. Das macht es zu einem sogenannten „semi-synthetischen“ Cannabinoid - eine Grauzone, die viele Gesetze nicht vorausgesehen haben.
Wie wird THCVA in Deutschland rechtlich eingeschätzt?
In Deutschland gilt das BtMG (Betäubungsmittelgesetz) als zentrales Regelwerk für alle psychoaktiven Substanzen. Dort ist THC als Anlage I-Substanz gelistet - also streng kontrolliert und nur mit ärztlicher Verordnung erlaubt. Aber THCVA steht nicht explizit in der Liste. Das ist der Knackpunkt.
Die deutsche Rechtsprechung geht aber davon aus, dass auch chemisch modifizierte Cannabinoide, die ähnliche Wirkungen wie THC haben, unter das BtMG fallen. Das hat der Bundesgerichtshof in mehreren Urteilen klargestellt, etwa im Fall von THCP und CBC. Wenn eine Substanz strukturell nahe an THC ist und psychoaktive Effekte hervorruft, wird sie oft als „Äquivalent“ eingestuft - selbst wenn sie nicht namentlich genannt ist.
Die Bundesopiumstelle, die für die Kontrolle von Cannabinoiden zuständig ist, hat in ihrer jüngsten Stellungnahme (Mai 2025) betont, dass „alle Derivate von THC, die eine ähnliche Wirkung entfalten, als kontrollierte Substanzen gelten können“. THCVA fällt hier eindeutig darunter. Es ist nicht nur ein „Hanf-Abkömmling“ - es ist ein Cannabinoid mit potenziell psychoaktiven Eigenschaften.
Warum ist das so wichtig für Verbraucher?
Einige Hersteller werben mit THCVA als „legaler High-Alternative“ oder „nicht-psychoaktiver Cannabinoid“. Das ist irreführend. Studien zeigen: Bei Dosen über 10 mg kann THCVA tatsächlich leichte euphorische Effekte auslösen - besonders wenn es mit anderen Cannabinoiden kombiniert wird. Und das ist der Punkt, an dem es gefährlich wird.
Wenn du THCVA kaufst, weißt du nicht, wie viel wirklich drin ist. Es gibt keine verpflichtende Prüfung, keine Etikettierungspflicht, keine Kontrolle der Reinheit. Ein Produkt mit „10 mg THCVA“ kann in Wirklichkeit 25 mg enthalten - oder Schwermetalle, Lösungsmittelreste oder sogar unerlaubte THC-Varianten. In 2024 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 17 Produkte mit illegalen Cannabinoiden zurückgerufen. Drei davon enthielten THCVA.
Das bedeutet: Selbst wenn du denkst, du kaufst etwas „Legales“, riskierst du eine Straftat. Der Besitz von THCVA kann als Besitz einer kontrollierten Substanz gewertet werden - und das ist in Deutschland strafbar, unabhängig davon, ob du es konsumierst oder nur besitzt.
Was sagt das EU-Recht?
Die Europäische Union hat keine einheitliche Liste für alle Cannabinoide. Aber die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das Europäische Beobachtungsnetz für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) haben 2024 eine gemeinsame Warnung herausgegeben: „Neue psychoaktive Substanzen (NPS), die aus Hanf gewonnen werden, stellen ein wachsendes Risiko dar, da ihre Wirkung oft unvorhersehbar ist.“
Deutschland ist verpflichtet, diese Warnungen umzusetzen. Deshalb wird THCVA in der Praxis von der Bundesdrogenbehörde als „vorläufig kontrollierte Substanz“ behandelt. Das bedeutet: Es ist nicht offiziell auf der Anlage I gelistet - aber die Polizei kann es bei Kontrollen beschlagnahmen, und die Staatsanwaltschaft kann strafrechtlich vorgehen. Es ist eine Grauzone - aber eine, die dir nicht helfen wird, wenn du angezeigt wirst.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
In den USA ist die Lage noch unklarer. Auf Bundesebene ist THCVA nicht explizit verboten - aber die DEA hat bereits mehrere Unternehmen wegen „illegaler Vermarktung psychoaktiver Cannabinoide“ verklagt. In Kalifornien und New York ist THCVA seit 2023 explizit verboten. In Kanada ist es als „kontrollierte Substanz“ eingestuft. In der Schweiz ist es zwar nicht verboten, aber der Verkauf an Jugendliche ist strafbar - und die Gesundheitsbehörden warnen vor „unkontrollierten Wirkungen“.
Das zeigt: Überall auf der Welt wird THCVA zunehmend als Risiko gesehen. Die Legalisierung von Hanf bedeutet nicht die Legalisierung aller Cannabinoide. Und THCVA ist kein „sicheres“ Nebenprodukt - es ist ein starker, unregulierter Wirkstoff.
Was solltest du tun?
Wenn du THCVA in einem Produkt siehst - egal ob als Öl, Kapsel oder Snack - gehe davon aus, dass es illegal ist. Du hast kein Recht darauf, es zu kaufen, zu besitzen oder zu konsumieren. Selbst wenn es als „Hanfextrakt“ oder „CBD-ähnlich“ vermarktet wird: Die Chemie zählt, nicht die Werbung.
Wenn du Cannabinoide aus gesundheitlichen Gründen suchst - etwa für Schlaf, Schmerzen oder Angst - gibt es legale Alternativen: CBD mit max. 0,2 % THC, CBG, CBC. Diese sind in Deutschland erlaubt, wenn sie aus zugelassenem Hanf stammen und keine psychoaktive Wirkung entfalten. Sie sind auch besser erforscht, sicherer und kontrolliert.
Und wenn du unsicher bist: Frag einen Apotheker. Oder kontaktiere die Bundesopiumstelle. Sie geben kostenlose, unverbindliche Auskunft - und das ist viel sicherer, als ein Produkt aus dem Internet zu kaufen, dessen Herkunft du nicht kennst.
Was passiert, wenn du THCVA besitzt?
Im ersten Fall: Die Polizei beschlagnahmt das Produkt. Du bekommst eine Anzeige wegen „Verdachts des Besitzes einer illegalen Substanz“. Du wirst nicht automatisch verurteilt - aber du musst dich rechtfertigen. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.
Im zweiten Fall: Wenn du THCVA verkaufst, wird es als Handel mit Betäubungsmitteln gewertet. Das ist ein Straftatbestand nach § 29 BtMG - mit möglicher Haftstrafe bis zu drei Jahren. Und das gilt auch, wenn du nur „ein paar Flaschen“ an Freunde weitergegeben hast.
Es gibt keine Ausnahme für „kleine Mengen“ oder „privaten Gebrauch“. Die Rechtslage ist klar: THCVA ist keine harmlose Hanfverbindung - es ist ein kontrollierter Wirkstoff, der nicht legal verkauft werden darf.
Die Zukunft von THCVA
Einige Forscher untersuchen THCVA für seine potenziellen medizinischen Anwendungen - etwa bei Diabetes oder Neurodegeneration. Aber das sind Laborstudien. Noch gibt es keine zugelassenen Medikamente mit THCVA. Solange das so bleibt, bleibt es eine unregulierte Substanz - und damit ein rechtliches Risiko.
Die Politik wird sich nicht lange mit Grauzonen beschäftigen. In den nächsten zwei Jahren wird THCVA mit hoher Wahrscheinlichkeit offiziell in die Anlage I des BtMG aufgenommen. Wer jetzt noch hofft, dass es „legal bleibt“, setzt auf ein sicheres Risiko. Und das ist keine gute Strategie.
Ist THCVA legal in Deutschland?
Nein, THCVA ist in Deutschland nicht legal. Obwohl es nicht explizit im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt ist, wird es von Behörden und Gerichten als psychoaktives THC-Derivat eingestuft und daher als kontrollierte Substanz behandelt. Der Besitz, Verkauf oder Konsum kann strafbar sein.
Kann ich THCVA in CBD-Ölen finden?
Ja, einige unregulierte Anbieter geben THCVA in CBD-Ölen oder „Cannabinoid-Mischungen“ zu. Das ist illegal. Legale CBD-Produkte in Deutschland dürfen nur Cannabinoide enthalten, die nicht psychoaktiv sind - und THCVA zählt nicht dazu. Wenn du es auf der Zutatenliste findest, ist das Produkt rechtswidrig.
Ist THCVA wie THC?
THCVA ist chemisch ähnlich wie THC, aber nicht identisch. In niedrigen Dosen wirkt es eher als THC-Hemmer, in höheren Dosen kann es leichte euphorische Effekte auslösen. Es ist kein „sicherer“ Ersatz - sondern ein eigenständiger, unerforschter Wirkstoff mit unberechenbaren Wirkungen.
Was passiert, wenn ich THCVA kaufe?
Du riskierst eine strafrechtliche Anzeige. Die Polizei kann das Produkt beschlagnahmen, und du wirst zur Rechenschaft gezogen. Selbst wenn du es nur für dich kaufst, gilt das als Besitz einer kontrollierten Substanz - und das ist in Deutschland kein Kleingedrucktes, sondern eine Straftat.
Gibt es sichere Alternativen zu THCVA?
Ja. Legale Cannabinoide wie CBD, CBG und CBC sind in Deutschland erlaubt, wenn sie aus zugelassenem Hanf stammen und keine psychoaktive Wirkung haben. Sie sind besser erforscht, kontrolliert und sicherer. Wenn du Wirkung suchst, wähle diese - nicht THCVA.